Neurodivergente leiden stärker unter Ghosting-Erfahrungen
Ghosting ist ein Phänomen, das in der heutigen Dating-Welt immer häufiger vorkommt. Besonders betroffen sind Menschen, die neurodivergent sind. Neurodivergenz umfasst eine Vielzahl von neurologischen Unterschieden, darunter Autismus, ADHS und andere Entwicklungsstörungen. Diese Personen haben oft bereits mit sozialen Interaktionen zu kämpfen, und Ghosting kann für sie besonders schmerzhaft sein.
Was ist Ghosting?
Ghosting tritt auf, wenn eine Person den Kontakt zu jemand anderem abrupt abbricht, ohne eine Erklärung zu geben. Dies kann in romantischen Beziehungen, Freundschaften oder sogar in beruflichen Beziehungen geschehen. Oft hinterlässt das Ghosting den „Geghosteten“ mit Fragen und Unsicherheiten über den Grund für den plötzlichen Kontaktabbruch.
Warum ist Ghosting für Neurodivergente besonders belastend?
Neurodivergente Menschen sind oft besonders empfindlich auf soziale Hinweise und haben Schwierigkeiten, ungesagte Erwartungen zu erkennen. Hier sind einige Gründe, warum Ghosting für diese Gruppe eine stärkere emotionale Belastung darstellen kann:
- Emotionale Verarbeitung: Viele neurodivergente Menschen erleben Emotionen intensiver. Der plötzliche Verlust einer Verbindung kann daher zu einer Überwältigung an Trauer und Verwirrung führen.
- Soziale Unsicherheiten: Das Fehlen von klaren sozialen Normen und Erwartungen kann neurodivergente Menschen verunsichern. Ghosting kann zu Selbstzweifeln und Fragen wie „Habe ich etwas falsch gemacht?“ führen.
- Erschwerte Kommunikation: Für einige neurodivergente Personen ist es schwierig, ihre Gefühle oder Bedürfnisse auszudrücken. Wenn sie geghostet werden, fehlt oft die Möglichkeit, ihre Gedanken und Emotionen zu klären oder Unterstützung zu suchen.
- Verstärkung von Isolation: Ghosting kann die Einsamkeit verstärken, die viele neurodivergente Menschen ohnehin empfinden. Es kann sich anfühlen, als ob sie von der Gesellschaft ausgeschlossen werden.
Die Auswirkungen von Ghosting auf das Selbstwertgefühl
Ghosting kann nicht nur die emotionalen Zustände beeinflussen, sondern auch das Selbstwertgefühl einer Person nachhaltig schädigen. Neurodivergente Menschen, die bereits unter sozialer Ausgrenzung leiden, können durch Ghosting noch weiter in ihrer Selbstwahrnehmung verletzt werden. Dies kann zu:
- Vermindertem Selbstwertgefühl: Viele stellen sich in Frage, wenn sie geghostet werden. Fragen wie „Bin ich zu viel?“ oder „Bin ich nicht genug?“ können schnell aufkommen.
- Angst vor weiteren Beziehungen: Das Trauma des Ghostings kann dazu führen, dass neurodivergente Personen zögern, sich wieder auf neue Beziehungsmöglichkeiten einzulassen.
- Verstärkung von Angstzuständen: Für viele Neurodivergente kann das eindeutige Signal des Ghostings die Angst vor sozialen Interaktionen verstärken und Furcht vor zukünftigen Begegnungen hervorrufen.
Wie können wir Ghosting vermeiden?
Um Ghosting zu vermeiden, ist es wichtig, offen und ehrlich über die eigenen Gefühle und Absichten zu kommunizieren. Hier sind einige Tipps, die sowohl neurotypischen als auch neurodivergenten Menschen helfen können:
- Sei ehrlich: Wenn du nicht mehr interessiert bist, sage es direkt und respektvoll. Es kann schwer sein, solche Gespräche zu führen, doch es ist fairer für beide Seiten.
- Setze klare Grenzen: Wenn du in einer Beziehung bist und das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, sprich offen darüber. Klarheit kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
- Erkenne die Signale: Achte auf die Social Cues deines Partners. Wenn du das Gefühl hast, dass die Kommunikation nachlässt, könnte es an der Zeit sein, ein Gespräch zu führen.
- Förderung von Empathie: Versetze dich in die Lage deines Gegenübers. Manchmal kann ein einfacher Satz wie „Ich habe momentan viel zu tun und brauche etwas Zeit für mich.“ bereits helfen.
Was tun, wenn du geghostet wurdest?
Wenn du die Erfahrung gemacht hast, geghostet zu werden, ist es wichtig, dir Zeit zu nehmen, um deine Gefühle zu verarbeiten. Hier sind einige Strategien, die dir helfen können:
- Sprich darüber: Teile deine Gefühle mit Freunden oder Menschen, denen du vertraust. Das kann helfen, deine Gedanken zu sortieren.
- Anerkenne deine Emotionen: Es ist in Ordnung, traurig oder wütend zu sein. Lass dir Raum, diese Emotionen zu fühlen.
- Schreibe es auf: Halte deine Erfahrungen in einem Journal fest. Das Schreiben kann eine therapeutische Wirkung haben und dich bei der Verarbeitung unterstützen.
- Finde Unterstützung: Suche nach Gruppen oder Communities, die sich mit neurodivergenten Erfahrungen beschäftigen. Der Austausch mit anderen kann sehr hilfreich sein.
Fazit
Ghosting kann für jeden schmerzhaft sein, doch neurodivergente Menschen empfinden diesen Schmerz oft intensiver. Es ist wichtig, sich der Auswirkungen bewusst zu sein und einfühlsam miteinander umzugehen. Durch offene Kommunikation und Verständnis können wir eine wahrhaftere und respektvollere Gemeinschaft schaffen, in der sich jeder sicher fühlt, sich auszudrücken und zu verbinden.